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Eine Frau – viele Herzensthemen: Sanja Jäger (27), zweifache Mutter, bietet mit „Kleines ganz groß“ fundierte Beratung rund um die nachhaltige, bedürfnisorienierte Familie an. Das Angebot der gelernten Erzieherin umfasst u.a. Stoffwindeln und Monatshygiene, Beikost und Essen am Familientisch, Baby-/Kinderschlaf und Zähneputzen bei Kindern sowie bedürfnisorientiertes Familienleben und faire Elternschaft. Ein kleiner Online-Shop mit Stoffwindeln, Zubehör und Monatshygieneprodukten ergänzt ihr Beratungsangebot.

Interview

„Kleines ganz groß“ – ein bezeichnender Name! Was genau steckt dahinter?

„Kleines ganz groß“ sollte ursprünglich ein Laden mit nachhaltigen Produkten für Familien sein, in dem ich auch Beratungen und Workshops rund ums Familienleben anbiete. Wegen Corona bin ich zunächst als Beraterin für Stoffwindeln, Wochenbett- und Monatshygiene gestartet.

Dann habe ich angefangen, interessierten Eltern Stoffwindeln zu verkaufen – immer in der Hoffnung, dass der Laden bald kommt. Weil ich nicht wusste, wie lange die Pandemie anhält, habe ich einen Web-Shop eingerichtet. Er ist bewusst überschaubar, denn ich habe oft das Gefühl, dass viele von dem bestehenden Stoffwindelangebot erschlagen sind.

Bei Mietpaketen bekomme ich oft die Rückmeldung, dass die Leute gar nicht den ganzen Markt ausprobieren wollen. Gerade im Wochenbett fehlt die Zeit, 20 verschiedene Überhosen zu testen. Im Shop gibt es daher nur ein kleines Sortiment mit Produkten, die ich getestet habe und die mich überzeugen – nach dem Motto „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.

 

Wie triffst du die Auswahl deiner Produkte?

Oberstes Ziel ist die Nachhaltigkeit: Die Produkte, die ich anbiete, sollen verantwortungsvoll und so regional wie möglich hergestellt werden. Wichtig ist mir die Herkunft der Stoffe oder auch, ob recycelte Materialien zum Einsatz kommen. Ich recherchiere, wie nachhaltig und fair die Produktionsstätten sind, stelle gerne unangenehme Fragen und lasse mir die Standards durch Siegel belegen.

Natürlich kann man in den verschiedensten Ländern verantwortungsvoll produzieren. Es gibt unter den Unternehmen gute Ausnahmen, die zum Beispiel in China herstellen. Die Ansprüche sind hoch, die Produktion ist transparent. Ich arbeite auch mit deutschen Herstellern zusammen, ich kenne sie beim Namen und lande bei Problemen nicht in einem anonymen Service-Center. Umgekehrt habe ich schon Kooperationen abgelehnt, die lukrativ, aber nicht nachhaltig gewesen wären.

Was Sanja noch für die nachhaltige Entwicklung ihres Shops tut, findet ihr hier.

Zu deinem Beratungsangebot: Was genau bietest du neben Stoffwindeln und Monatshygiene noch an?

Es steht unter dem Motto „Familie – Natürlich und auf Augenhöhe“ und umfasst fast alles, das für Familien relevant sein kann und wobei sie sich unsicher fühlen könnten. Das fängt mit Flaschenernährung von Säuglingen an, geht über Beikost bis hin zu Essen am Familientisch.

Beim Thema Ernährung herrscht viel Unsicherheit, u.a. durch vorgegebene starre Pläne. Dabei kann es für jede Familie eine individuelle Lösung geben. Manche brauchen diese Pläne und Vorgaben, andere nicht. Wichtig ist, dass man den Blick auf das Kind nicht verliert und es aktiv mit einbindet. Zum Beispiel sollen Kinder kurz vor dem Mittagschlaf noch essen, sind aber schon viel zu müde, etwa um das Besteck zu halten. Den Zeitpunkt kann man leicht ändern.

Ein weiteres Thema ist Baby- und Kleinkindschlaf: Schläft das Kind durch und was heißt Durchschlafen überhaupt? Was sind die natürlichen Wach- und Schlafzeiten? Was kann ich machen, wenn es gar nicht in den Schlaf findet? Wie kann die Familie einen entspannten Abend und eine entspannte Nacht im Rahmen der biologischen Möglichkeiten haben?

Manchmal ist es nötig, den Tag und den Abend näher zu betrachten. Ein guter Tagschlaf fördert einen guten Nachtschlaf. Ich lasse ein Schlafprotokoll erstellen. Hier kann man bereits Lösungen erarbeiten. Schläft ein Kind mit einem halben Jahr nur einmal am Tag, ist es abends meist so überreizt, dass es schwerer in den Schlaf findet. Oder oft liegt es an der Co-Regulation: Werden Eltern immer nervöser, dann werden auch die Kinder immer aufgeregter und so entsteht ein Teufelskreis. Strategien, um selber entspannt zu bleiben, können helfen. Oftmals braucht es auch einfach einen neuen Anstoß.

Bild: Fee-Ronja Schineis

Zahnpflege ist noch in deinem Beratungssortiment …

Fast jedes Elternteil kennt es, dass Kinder eine Phase haben, in der Körperpflege schwierig ist – sei es Haarewaschen oder Zähneputzen. Beides ist für Kinder mit Kontrollverlust verbunden und hier kann sich die Situation richtig hochschaukeln. Zähneputzen hat den Aspekt, dass es nötig ist. Wäscht man Haare eine Zeitlang nicht, passiert nichts Gefährliches für das Kind.

Bei Zahnpflege ist das schwieriger.  Mit dabei ist die Angst, dem Kind zu schaden, zum Beispiel dass es Karies bekommen könnte. Ich bin keine Zahnärztin, dennoch gibt es verschiedene Strategien, das Kind zum Zähne putzen zu motivieren: Bei manchen funktioniert Quatsch machen, bei manchen Geschichten erzählen.

Ich hatte einen Fall, bei dem das Kind schon beim Anblick der Zahnbürste geschrien hat. Auf mein Anraten hat die Mutter zehn Zahnbürsten gekauft. Diese wurden als Zauberstäbe neu ins Familienleben eingeführt und sie haben sich so gemeinsam dem Zähneputzen wieder angenähert. Oft hilft es, am Zeitpunkt oder an den eigenen Ansprüchen zu arbeiten. Vielleicht sind die Kinder bereits zu müde zum Zähne putzen und daher nicht mehr kooperativ. Man muss auch nicht zwingend im Bad Zähne putzen. Vielleicht klappt es auf dem Sofa besser.

Die wenigsten reden gerne darüber, dass ihr zwei- oder dreijähriges Kind auch mal Videos schaut. Aber solange man mit Medienkonsum verantwortungsvoll umgeht, ist das doch okay. Hier darf man gerne die eigenen Ansprüche herunterfahren.

Bild: Fee-Ronja Schineis

Oder die Ansprüche von anderen ….

… die teilweise unrealistisch sind und zu einer großen Verunsicherung führen können. Viele Schwierigkeiten rühren aus Unwissenheit über die Kindesentwicklung. Warum etwa „hören“ Kleinkinder nicht? Gerade in der Autonomiephase passiert so viel in deren Köpfen. Wie gehe ich damit um, wenn das Kind sich auf dem Boden wirft, was dringt in der Situation noch zu ihm durch?

Hier ist Aufklärung statt Autorität sehr wichtig, ebenso Druck (auch von außen) rauszunehmen, denn dieser erzeugt Gegendruck. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern sind viel kompetenter als man es ihnen von außen ansieht oder sie sich selbst zutrauen.

„Mein Wunsch ist es, dass Familien ihren für sich richtigen Weg finden, mit dem sie sich wohl und sicher fühlen.“

Bild: Fee-Ronja Schineis

Daher auch deine starken Beiträge mit Mehrwert auf Social Media?

Ich möchte mit diesen Grundwerten möglichst viele Menschen erreichen, weil mir der respektvolle Umgang innerhalb der Familien sehr am Herzen liegt. Die Gesamtsituation von Familien ist sehr komplex. Bei kleinen Schwierigkeiten kann eine Liste helfen, auf der zehn Tipps stehen. Die Chance, dass etwas dabei ist, das die Situation entspannt, ist relativ hoch.

Ist die Situation richtig angespannt, hilft auch ein Post auf Instagram nicht. Da muss man dann einfach die gesamte Situation ansehen. Manche Themen sind komplex und man bräuchte mehr Hintergrundinfos von den Familien. Daher finde ich es manchmal schwer, auf Instagram Tipps zu geben. Dennoch versuche ich mit Posts, diese Themen mehr ins Bewusstsein zu rücken.

Sanjas Instagram Seite findet  ihr hier.

Zu deinem Angebot zählt auch faire Elternschaft: Was darf man sich darunter vorstellen?

Den Begriff Gleichberechtigung finde ich schwierig, weil Bedürfnisse unterschiedlich sind. Das Wort fair trifft es besser, denn Partner handeln gemeinsam einen Weg aus, der sie zufrieden macht. Daher Faire Elternschaft. Beispielsweise hat eine Frau den Wunsch, wenige Wochen oder Monate nach der Geburt des Kindes zu arbeiten und der Mann möchte in Elternzeit. Wir sind leider noch in den alten Rollenbildern verstrickt. Es ist normal, dass die Mutter sich ums Kind und die Familienorganisation kümmert, während der Vater nicht mal die Schuhgröße der Kinder kennt. Ich kann (werdenden) Eltern bei der Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit Impulse geben.

Vor dem Gespräch erfrage ich vieles via Fragebogen, um die Situation und die Wünsche zu erfahren. Interessanterweise berate ich die meisten Eltern, wenn das zweite Kind unterwegs ist. Gerade Frauen wollen einiges anders machen, z. B. nicht erneut drei Jahre ausfallen. Oder umgekehrt: Männer möchten sich mehr in der Familie einbringen. Gemeinsam suchen wir nach Möglichkeiten, um den verschiedenen Bedürfnissen gerecht zu werden. Einige haben hohe Ansprüche an ihre Rolle. Woher kommen diese? Kann man ihnen gerecht werden? Wichtig ist zu sensibilisieren, dass man gar nicht alles schaffen kann.

Bild: Fee-Ronja Scheineis

Was ist deine Vision für „Kleines ganz groß“?

Ich träume vom eingangs erwähnten Laden als Anlaufstelle für Eltern, um sich auszutauschen, ihnen Tipps zu geben und ihnen zu ermöglichen, sich ihr Dorf zur gegenseitigen Unterstützung zu schaffen. Ohne dass man dabei verurteilt wird oder andere verurteilt, weil sie etwas anders machen. Dieses Bedürfnis nach Austausch und Unterstützung zieht sich durch alle Gesellschaftssichten. Öffentliche Beratungsstellen, z. B. vom Jugendamt, sind oft eine hohe Hürde für Familien. Ich war selbst unsicher, solche Stellen zu empfehlen, weil ich nicht wusste, worüber genau beraten wird, ob es zu den Familien passt.

Das wünsche ich mir auch im Allgemeinen: einen respektvollen Umgang miteinander, die Lösungen anderer zu respektieren, auch wenn diese einem nicht zusagen, im Gegenzug sein eigenes Handeln vertreten zu dürfen, ohne das Gefühl zu haben, nicht dem Idealbild zu entsprechen. Kinder würden so viel einfacher und schöner aufwachsen und hätten später als Erwachsene selbst weniger Probleme.

Bild: Fee-Ronja Schineis

Vielen Dank liebe Sanja für das inspirierende Gespräch! Wir wünschen dir mit Kleines ganz groß ganz viele Familien, die du auf ihrem Weg begleiten darfst!


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