Stoffwindeln statt Wegwerfwindeln sind in vielerlei Hinsicht eine tolle Sache: Sie vermeiden Müllberge, man weiss genau welcher Stoff Babys Haut berührt und sie sind individuell an die Bedürfnisse anpassbar (mehr dazu hier). So weit so gut.
Doch wo fängt man in puncto Müllvermeidung, Kenntnisse über Inhaltsstoffe und Produktionsbedingungen der täglich genutzen Alltagsgegenstände an?
Man sieht sich vor einem großen Berg von Fragezeichen stehen und verharrt oft in guten Vorsätzen. Nach frustrierender Recherche und Kapitulation in der Praxis bleibt einem aber dennoch mehr übrig als Weltflucht oder Passivität. In so ziemlich jedem Lebensbereich kann man etwas zur Müllreduktion, bewusstem Konsum und zur Achtsamkeit bezüglich Inhaltsstoffe und Produktion beitragen. Das entpuppt sich aber wiederum schnell als Dauerbeschäftigung, kann Spass machen aber auch frustrieren, denn besser geht immer und man tut irgendwie nie genug.
Dabei geht es gar nicht so sehr darum, die 100% Marke des persönlichen Less-Waste-Barometers zu erreichen, sondern darum in kleinen Schritten mit seinem Konsumverhalten den Markt etwas anders auszurichten und zu gestalten. Sich regelmässig über Produkte zu informieren und kritisch/neugierig zu sein, ist Dank der Globalisierung schon fast zeitgenössische Bürgerpflicht geworden (mehr ). Durch das eigene Einkaufsverhalten, hat man die Möglichkeit, ökologisch und sozial produzierende Firmen zu unterstützen, quasi die kapitalistische Wahlurne zu bedienen. Ein anderes Konzept, das sich hiermit gut kombinieren lässt, ist die tägliche Frage nach dem Notwendigen.
»Wir haben uns zu Maximierungsmaschinen entwickelt. Es gibt nicht unbedingt einen Stopp-Mechanismus in uns, der sagt: Entspann dich, du hast genug.«
so der Biologe Robert Trivers von der Rutgers University in New Jersey (mehr dazu hier). Das kann man aber durchaus lernen – auch oder gerade als Eltern. Es muss nicht unbedingt immer gleich etwas gekauft werden. Auch wenn einem das die liebe Marketingwelt gerne glauben lassen will.
Aus welchem Material besteht das Produkt, das ich aber definitiv kaufen will? Wie wurde es hergestellt? Wo wurde es hergestellt? Wie nützlich ist dieses Produkt? Wieviel bin ich bereit dafür auszugeben?
Nach eigener Beobachtung beginnen genau diese Fragen mit dem eigenen Baby dringlicher, wichtiger zu werden. Die direkte Verantwortung für einen kleinen Menschen führt meist zum Wunsch nach bewussterem Konsum. Schädliche oder bedenkliche Stoffe will keiner am Baby haben und die Umwelt sollte doch bitte auch noch eine Weile sauber und idyllisch bleiben.
Plötzlich aber tut sich mit dem neuen Kind auch ein völlig unbekannter Konsumtempel auf, die Baby- (Müll)Welt: Windelberge, Feuchttücherberge, Gläschen hier, Kinderzimmereinrichtung und Spielzeug da und bei dem Anblick einer Einweg-Wickelunterlage dreht sich einem spätestens der Magen um. Was man nicht alles braucht als Neueltern und das soll man wirklich alles kaufen, um es kurze Zeit später wieder wegzuschmeissen?!
Generell gilt auch beim Baby: Weniger ist mehr, sorgfältig auswählen und gut informiert sein. Die Verantwortung für die Produkte und deren Wirksamkeit kann man leider an der Kasse nicht abgeben, die tragen wir als Eltern und Bewohner dieses Planeten immer noch selbst.
Im Babyalltag sind selbstgemachte Feuchttücher, Stoffwindeln*, kuschelige und waschbare Wickeldecken* eine wundervolle Möglichkeit zur Babygesundheit und dem Umweltschutz beizutragen.
Im Haushalt gibt es unzählige Möglichkeiten Müll zu sparen und umweltfreundlicher zu handeln. Diese Blogsparte soll nach und nach wachsen und einige praktische Erfahrungen mit Alternativprodukten weitergeben.
Hier einige Berichte von alternativen Produkten:
Bienenwachstücher statt Klarsichtfolie
Edelstahldose statt Plastikbox
Silikonquetschie statt Wegwerfquetschie
Baumwollbeutel statt Plastiktüte
Edelstahltrinkhalm statt Plastiktrinkhalm
Edelstahlkinderflasche statt Plastikfläschchen
Hey,
ich stimme dir voll und ganz zu und bin gespannt auf die folgenden Beiträge 🙂 Allerdings frage ich mich manchmal auch, ob es sinnvoll ist in manche Dinge zu investieren, wenn man noch die alten benutzen kann (nicht bei z.B. Feuchttüchern, Windeln und Frischhaltefolie und anderen Sachen, die man immer wieder kauft und wegwirft, sondern halt bei Edelstahltrinkflasche/Plastiktrinkflasche oder halt den entsprechenden Brotboxen). Ich finde wirklich schon, dass es sich besser anfühlt, wenn man statt auf Plastik auf Edelstahl und Glas zurückgreift (und es schmeckt auch besser) aber produziert man durch das Austauschen nicht auch wieder Müll, Transportwege und verbraucht Energie?
Vielen Dank für deinen Beitrag. Ja, absolut. Darauf gehe ich auch in den kommenden Artikeln ein. Bei Plastikdosen ist trotzdem etwas Vorsicht geboten, da sie mit den Lebensmitteln immer etwas reagieren. Warme Speisen füllen wir jetzt nur noch in Glas oder Edelstahl. Da kann es durchaus sinnvoll sein, Stück für Stück umzusteigen und Plastik zum Beispiel zur Aufbewahrung von Werkzeug usw. zu recyceln.